Mittwoch, 14. März 2018

Bindung als Bevorzugung:

W. Wickler, U. Seibt, Das Prinzip Eigennutz:

"J. Bowlby definierte attachment (= Bindung oder Anschlussbedürfnis) als Aufsuchen und Einhalten der Nähe zu einem anderen Individuum.
Mit dem Wort Bindung bezeichnen wir also das, was frei bewegliche Individuen beieinander oder an bestimmten Orten hält."

"Tiere, die eine bestimmte Bindung aneinander haben, werden sich dichter beisammen aufhalten als solche, die keine Bindung aneinander haben. Somit kann man Bindungen durch Abstandsmessungen zwischen Individuen nachweisen. ... auf eine Bindung kann man erst schließen, wenn Nähebeziehungen immer wieder auftreten, wenn die Individuen sich also bevorzugt beieinander aufhalten. Bevorzugt heißt, sie müssen diese Konstellation einer anderen vorziehen, es muss also mindestens eine andere gegeben sein. ... Bevorzugungen lassen sich also nur erkennen, wenn ... Tiere Wahlmöglichkeiten haben."

"Wenn ... Individuen Bevorzugungen untereinander entwickeln, dann hat das zur Folge, dass die sozialen Interaktionen nicht zufällig, sondern in irgendeiner Weise geordnet auftreten. Diese Ordnung ... nennen wir auch Sozialstruktur."

"Wenn Bindungen sich im Verhalten durch Bevorzugungen anzeigen, dann wird beim Entstehen wie beim Auflösen einer Bindung sich eine Bevorzugung einstellen bzw. sich verlieren; es muss sich also etwas am Verhaltensprogramm des Individuums ändern."

"Ganz offensichtlich ändert sich, wenn eine Bindung aufgebaut wird, nicht das Objekt oder das Individuum, auf das sich die Bindung richtet, sondern vielmehr dasjenige Individuum, das die Bindung eingeht. Es lernt das Objekt oder den Bindungspartner kennen, und dieses Kennenlernen - ein Sammeln von Erfahrungen - ist es, das ein Revier in mein Revier, eine Mutter in meine Mutter verwandelt."

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